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  Die klassische Spiegel-Affäre  
       
  PETER HÜBNER: So ist es. Er hört sehr viel mehr, als er aufschreibt, und er ist sich darüber auch im Klaren, daß es da noch viel mehr zu hören gibt, als er gerade bewußt hört – das weiß er zur Genüge aus eigener Erfahrung; denn im Laufe der Niederschrift, die sich ja über Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre hinzieht, hört er immer wieder auch noch andere Dinge, die er vorher nicht bewußt wahrgenommen hatte, und trägt sie dann nach.    
     
  CLASSIC-LIFE: So ließe sich dann in dem von Ihnen erklärten Sinne bei einigen der großen Klassischen Tonschöpfer das „Über­arbeiten“ „ihrer“ Werke erklären: sie haben gar nicht wirklich „überarbeitet“, sondern nur nachgetragen, was sie vorher nicht oder noch nicht bewußt gehört hatten!   „Ich verstehe aber
unter Geist
die Kraft der Seele,
welche denkt
und Vorstellungen bildet.“
                    Aristoteles
 
     
  PETER HÜBNER: Aber das kann im einzelnen Falle auch einmal ein vollständiges „Umschreiben“ bedeuten – denn, wie will der kleine Komponist  jener  Instanz, welche diktiert, schon verbieten, selbst umzu­schrei­ben?!   „Suchet, so werdet ihr finden.“
                   Matth. 7,7.
 
 
     
  Der Klassische Komponist tut aus eigener innerer Einsicht in seine eigene menschliche Begrenzung immer nur eines: er schreibt das auf, was ihm anhand der musikalischen Offenbarung diktiert wird – wobei ihm natürlich, wie ich schon sagte, die „Musik“ offenbart wird und keinesfalls die „Schrift“. Die Noten erstellt das Gehirn des Ton­schöpfers aufgrund der praktischen Erfahrung und Einsicht in das „irdisch Machbare“.

CLASSIC-LIFE: Hier gibt es also bei der Musik-Übermittlung „irdische“ Grenzen.

PETER HÜBNER: Ja, die Grenzen sind durch die schon existierende, Menschengemachte und auch für den begrenzt denkenden und em­pfin­den­den Musiker allgemein lesbare Notation gegeben sowie durch das Instrumentarium und dessen begrenzte Möglichkeiten und: durch die begrenzte Begabung bzw. spirituelle Einsicht vieler oder besser: der meisten Musiker.
Und gemäß jenem berühmten Sprichwort „ein fauler Apfel steckt hundert gesunde an“ reicht ein unbegabter Musikus aus, um beim gemeinsamen Musizieren die musikalische Gesamtleistung zu vernichten.

CLASSIC-LIFE: Und wenn der Komponist nun alles so genau notieren würde, daß dem unbegabten Musiker wenig Freiraum bliebe?

PETER HÜBNER: Solches Bemühen unserer großen Klassischen Ton­schöpfer kennzeichnet unsere gesamte Musikgeschichte.
Will der Komponist aber genauer notieren, dann wird der Arbeits­aufwand des Niederschreibens entsprechend größer. Das könnte theo­retisch soweit gehen, daß alleine für die Niederschrift eines einzigen Tones ein ganzes Leben nicht ausreicht.

CLASSIC-LIFE: Glänzende Aussichten, vom Klassischen Tonschöpfer der Zukunft überhaupt noch eine Partitur zu erhalten.

PETER HÜBNER: Insofern stellt die konventionelle Notation für ihn nur eine armselige, aber immerhin grundsätzlich brauchbare Krücke dar, sein innen gehörtes dem begabten Musiker in den wesentlichen Zügen näher zu bringen.

CLASSIC-LIFE: Das „grundsätzlich“ bezieht sich wohl auf die Not­wen­dig­keit der „Begabung“ beim Musiker?!

PETER HÜBNER: Ja, die Begabung des Musikers ist die natürliche Grundvoraussetzung für die praktische musikalische Darstellung des in der Partitur nur skizzenhaft symbolisierten spirituellen Inhalts. Denn das Musikwerk ist ja nur jene begrenzte musikalische Aussage, welche über eine andere, höhere Welt Auskunft gibt.

CLASSIC-LIFE: Über die „himmlische“ Welt – wie die großen Klassi­schen Tonschöpfer unserer Geschichte uns überliefert haben.

PETER HÜBNER: Ja, es ist ja die erklärte Aufgabe des klassischen Musikwerkes, dem Hörer jene so völlig unbekannte und vor allem: uner­kannte Welt des Himmels zu offenbaren – gerade in einer Zeit spiritueller Unwissenheit und mangelnder religiöser Offenbarungen mit all den daraus resultierenden unerfreulichen Folgen.

CLASSIC-LIFE: Ja, das ist das erklärte Ziel, welches die großen Klassischen Musikschöpfer vor Augen hatten – wie wir vorhin den Doku­menten entnehmen konnten.
Die Erfüllung dieser hohen oder vielleicht auch höchsten menschlichen Aufgabe: der Allgemeinheit die Gefilde des Himmels zu offenbaren – gelingt aber der Kirche nicht.

PETER HÜBNER: Weswegen die Menschen ja auch aus der Kirche wegrennen.
   
      
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION INTERNATIONAL
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