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  Die klassische Spiegel-Affäre  
       
  CLASSIC-LIFE: Im Tiefschlaf – denn dann denke ich ja nichts. Aber ich stelle im Tiefschlaf auch nicht fest, daß ich nicht denke.
Ich kann schon froh sein, wenn ich beim Aufwachen gerade noch feststelle, daß ich eben nichts bzw. nicht gedacht habe. Aber das ist wohl schon äußerst selten – daß jemand das feststellt, daß er gerade nicht gedacht hat.
Und eigentlich stellt er es auch gar nicht fest – sondern er schließt in gewisser Weise nur darauf, daß er eben wohl gar nichts gedacht hat, weil er sich an nichts erinnern kann. Es handelt sich hierbei also mehr um eine naheliegende Vermutung – keinesfalls jedoch um die Erfahrung: ich denke jetzt gerade nicht!

Wie will der Klassische Tonschöpfer also wissen, daß er jetzt gerade nichts denkt – daß sein geistiges Gefäß jetzt völlig leer ist? Von jenem „vollendeten Musikwerk“ will ich erst gar nicht sprechen – angesichts der Tatsache, daß der Tiefschlaf wohl kaum die praktische Grundlage zum Schöpfen großer Klassischer Werke sein kann; denn dann wären wir allesamt Klassische Tonschöpfer.
Jeder schläft ja jede Nacht auch verschiedentlich tief und fest – ohne daß er träumt oder wach ist. Die Sache muß sich also noch etwas anders verhalten! Habe ich recht?

PETER HÜBNER: Ja, sie haben zum Teil recht.

CLASSIC-LIFE: Na, da bin ich schon ganz froh!

PETER HÜBNER: Die Sache erklärt sich so: Durch irgendwelche günstigen Umstände haben es die Klassischen Tonschöpfer, welche man später „die Großen“ nennt, geschafft, dort wach zu bleiben, wo der „gewöhnliche Sterbliche“ in seinen Tiefschlaf verfällt und nichts mehr wahrnimmt.
Wenn sie also einschlafen, dann wird ihr Denken immer geringer und immer geringer – bis sie schließlich feststellen, daß sie nichts denken oder: daß sie nicht denken.
   
     
 
„Diese Welt war im Anfang nur das Ich;
nichts anderes war vorhanden,
das die Augen aufgeschlagen hätte.
Dieses Ich erwog:
Jetzt will ich Welten hervorbringen!“                                  Aitareja-Upanischad, 1, 1, 1.
   
     
  CLASSIC-LIFE: Sie sind also weiterhin wach – nur: sie denken nicht.

PETER HÜBNER: Genau so ist es: sie sind völlig wach – unvergleichlich wacher als vorher –, aber in ihrem Geiste zeigen sich keinerlei Gedanken.

CLASSIC-LIFE: Vielleicht sind ja welche da und sie sehen sie nur nicht. Das kommt ja oft vor, daß man nicht weiß, was einem gerade so alles im Kopf herumspukt!
  „Das angenehmste Leben
führen die, die nichts denken.“
                   Sophokles



„Selig sind,
die da geistlich arm sind,
denn ihrer ist das Himmelreich.“
                   Matthäus 5,3
 
     
 
„Was wir gegenwärtig als unser Ich bezeichnen:
wer weiß denn, was das ist, das wir unser Ich nennen?
Würdest du träumen,
du seist ein Vogel und flögest am Himmel,
würdest du träumen,
du seist ein Fisch und schwämmest in der Tiefe:
du würdest nicht wissen,
ob das, was wir jetzt mit einander reden,
im Traum oder im Wachen geredet war.“
                                                                      Dschuang Dsi
   
     
  PETER HÜBNER: Das ist richtig im Wachbewußtsein. Aber in diesem Zustand der subjektiv unbegrenzten Wachheit ohne irgendeinen Gedanken, weiß man sehr wohl, daß auch keiner da ist; denn man ist in diesem Zustand so wach, daß einem kein Gedanke verborgen bliebe.    
   
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION INTERNATIONAL
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